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Ein geschichtlicher Überblick der Heilpilze

Während man in Asien Pilze seit Jahrtausenden als göttliches Geschenk ansieht, das zum Wohle der Menschen und ihrer Gesundheit auf die Erde gesandt wurde, gibt schon der älteste uns erhalten gebliebene Bericht über Pilze aus dem westlichen Kulturkreis Zeugnis von der Angst und dem Unwissen der Menschen: Um etwa 500 vor Christus soll der Athener Dichter Euripides an einem Tag seine Frau, eine Tochter und zwei Söhne durch eine Pilzvergiftung verloren haben.

Mythen über Giftpilze

Auch das urplötzliche aus dem Boden oder auf Holz Sprießen von Pilzen gab Anlass zu zahlreichen Mythen, die diese zu etwas mystisch Wunderbarem, aber auch Schrecklichen machten. So verwundert es nicht, dass in Griechenland Pilze als Speise der Götter und für den Sterblichen als Verderben bringend betrachtet wurden. Die Römer schätzten Pilzgerichte als kulinarische Delikatesse, obgleich der Glaube, dass Pilze die Gifte ihrer unmittelbaren Umgebung aufnähmen und diese bei Verzehr an den Menschen weitergäben, weit verbreitet war. Über Giftigkeit und Ungiftigkeit entschied nach dem römischen Dichter Tacitus allein der Standort der Pilze und ihre Symbiose mit bestimmten Baumarten.

Pilzeinordnung nach Hildegard von Bingen

Eine gänzlich andere Untergliederung nahm die bekannte Naturforscherin Hildegard von Bingen (1098-1179) vor. Sie unterschied in auf Bäumen wachsende und aus dem Erdboden sprießende Pilzarten. Alle Baumpilze betrachtete sie als für den Menschen günstig, Erdpilze aber als ungenießbar und der Gesundheit abträglich. Trotz dieser strikten Schwarz-Weiß-Malerei stehen Hildegards Beobachtungen den Erkenntnissen der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) recht nahe, die von ihrem berühmtesten Vertreter, dem chinesischen Arzt Whu Shui, zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644) schriftlich niedergelegt wurden. Er berichtet ausführlich über die positiven Auswirkungen von Heil-/Vitalpilzen auf die menschliche Gesundheit und Lebensenergie.

Schlechter Ruf der Heilpilze durch alte Vorurteile

Ganz im Gegensatz zu Asien blieben Pilze jedoch im Westen stigmatisiert. Obgleich Hildegard von Bingen sie mit Abstrichen als gesundheitsfördernd betrachtete, saß die Angst vor Vergiftungen zu tief, um Pilze als Heil- und Vitalmittel zu benutzen. Das schlechte Image wurde hinlänglich durch die Schreckensberichte von den antiken Schriftstellern Euripides, Sueton oder Tacitus über die medizinische Beschreibung einer Pilzvergiftung seitens des Arztes und Bischofs von Regensburg, Albrecht der Große (um 1256), bis hin zu den Giftmorden an historisch bedeutsamen Personen und gekrönten Häuptern untermauert.

Vitalpilze und westliche Medizin

Ganz anders in China und Japan: Hier wurden Pilze in Gold aufgewogen, als göttlich verehrt und dem Kaiser als größte Kostbarkeit überreicht. Basierend auf den Forschungsergebnissen und Erfahrungen asiatischer Wissenschaftler konnten schließlich auch westliche Forscher im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts von der die Gesundheit fördernden Wirkung der Vitalpilze überzeugt werden. Inzwischen laufen Forschungsprojekte, welche sich mit den Heilwirkungen von Pilzen befassen, an fast allen renommierten westlichen Universitäten und Forschungsinstituten.